„Wenn ich nur daran denke, kann ich das Benzin in der Moorreger Luft schon riechen,“ malt sich Jan Schmidt, Parteivorsitzender der Moorreger Christdemokraten aus. „Erfahrungen aus anderen Gemeinden bestätigen meine Befürchtung, dass aus einem Baumkataster schnell eine Baumschutzsatzung wird. Die Bürgerinnen und Bürger greifen dann zur Kettensäge und fällen Bäume auf ihren Grundstücken, da sie die Sorge umtreibt, in Zukunft nicht mehr selbst über ihren Baumbestand bestimmen zu dürfen. Solch einen Kahlschlag wollen wir aber in Moorrege nicht!“
Aus diesem Grund lehnen die Christdemokraten ein Baumkataster, das die Freien Wähler für die Gemeinde immer wieder ins Spiel bringen, entschieden ab.
„Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht“, konstatiert der Kreistagsabgeordnete der Gemeinde Martin Balasus (CDU). „Die Freien Wähler zielen mit einem Kataster sicherlich auf den Schutz von alten Bäumen ab, die das Ortsbild und den dörflichen Charakter prägen. Sie übersehen jedoch, dass besonders alte und schützenswerte Bäume wie zum Beispiel die Eiche am Denkmal bereits vom Kreis zu sogenannten Naturdenkmälern erklärt wurden und damit bereits besonderen Schutz genießen. Ein detaillierter Kriterienkatalog, der von Fachleuten ausgearbeitet wurde, findet bei der Feststellung dieser Bäume Verwendung.“
Für Jan-Christian Wiese von der Verwaltung im Amt für Geest und Marsch Südholstein (GUMS) stellt sich die Frage nach Sinn und Nutzen eines Baumkatasters: „Hilfreich ist es, wenn der Baumbestand auf der Gemeindefläche aufgenommen werden soll. Dieser würde dann systematisch erfasst und nach bestimmten Kriterien wie Baumart, Alter, Höhe, Kronenumfang, Schädigung der Krone, Wurzelwerk etc. klassifiziert werden.“
Wofür diese Informationen im Anschluss genutzt werden könnten, erschließt sich den Moorreger Christdemokraten nicht. Baumschutz werde bereits durch den Kreis Pinneberg angewandt und den Bürgern durch Vorschriften die Gestaltungsmöglichkeiten auf ihren Grundstücken zu nehmen, möchte die CDU unbedingt verhindern. Ein Baumkataster würde auch nicht die Verkehrssicherheit auf den Straßen erhöhen, indem zum Beispiel morsche Äste im Vorfelde identifiziert werden würden, da der örtliche Bauhof bereits regelmäßig Sichtkontrollen des Baumbestandes durchführt und dies auch nach Einführung eines Katasters weiterhin tun müsste.
Manche Städte oder Gemeinden der Umgebung haben bereits ein Baumkataster anlegen lassen. Die Stadt Tornesch hat im Jahre 2012 damit begonnen, Teile des städtischen Baumbestandes durch eine Fachfirma aufnehmen zu lassen und so einige tausend Baume bewertet. Auch Uetersen verfügt über ein Baumkataster, das mit kontinuierlichen Kosten verbunden ist. So ist im Haushaltsplan der Stadt Uetersen für das Jahr 2018 eine Summe von 20.000 Euro eingestellt.
Der Moorreger Bürgermeister Karl-Heinz Weinberg (CDU) äußert seine Zweifel am Anliegen der Freien Wähler: „Dies dürfte ein sehr kostspieliges und zeitaufwändiges Verfahren werden. Jeder einzelne Baum unserer Gemeinde müsste begutachtet werden. Das schafft kein Fachmann alleine! Da müssten mehrere über eine geraume Zeitspanne am Werke sein. Ich lehne es entschieden ab, dass die Steuerzahler dafür aufkommen sollen.“
Deshalb werden die Christdemokraten Ausgaben für die Registrierung von Bäumen ablehnen und wollen stattdessen direkt in die weitere Begrünung der Gemeinde investieren. Für aktiven Umwelt- und Klimaschutz kann in ihren Augen nie genug gemacht werden. „Dann aber nicht die Umweltbürokratie erhöhen, sondern Direktinvestitionen für den Erhalt unserer Lebensgrundlage erhöhen, also Bäume pflanzen!“, fordert Jan Schmidt. „Man könnte beispielsweise die Neuanpflanzung von Bäumen finanziell fördern oder auch für jedes Moorreger Baby einen Baum pflanzen.“
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